Religiöser Fundamentalismus ist kein Phänomen der Gegenwart. Durch die Jahrhunderte sind immer
wieder heftige Kämpfe um den Glauben entbrannt. So auch im Spätmittelalter als zwei Päpste den
Führungsanspruch der katholischen Kirche erhoben und sich die Rufe nach Reform häuften. In ganz
Europa führten Theologen heiße Debatten entwarfen Pröpste und Äbte Klosterreformen und
formierten sich an der Basis neue religiöse Gruppierungen.In Prag prangerte Jan Hus die
Verweltlichung der Kirche an und rief zur wahren Nachfolge Christi auf worin er zahlreiche
Anhänger fand auch in Wien. Nach seiner Hinrichtung verwüsteten Hussiten Kirchen und Klöster
in der Überzeugung dass Bauwerke und Kunst- schätze die weltliche Macht und nicht Gott
repräsentierten. Papst- treue Katholiken versuchten aus Böhmen nach Mähren und weiter nach
Österreich zu fliehen. Zur selben Zeit ließ der österreichische Herzog Albrecht alle Wiener
Juden ermorden die nicht zum Chris- tentum konvertieren wollten. Bald darauf zog er an der
Seite des Kaisers gegen die Hussiten die sich Zug um Zug Wien und Kloster- neuburg näherten
1428 nahmen sie Nussdorf unter Beschuss.Aus der Distanz betrachtet waren die umfochtenen
Glaubens-grundsätze nicht sehr unterschiedlich und es ist heute schwer vorstellbar dass dafür
Leute sterben mussten. Für die Zeitgenos- sen aber ging es um existentielle Lebenskonzepte und
ihr Ver- hältnis zu Gott - oder vielleicht doch um Macht und Einfluss?