"Ein schaurig inniges Lied" habe sie geschrieben notiert Ingrid Puganigg zu ihrem Langgedicht
Bleib und tatsächlich drückt sich darin beides Schaudern wie auch Innigkeit unmittelbar und
virtuos aus. Winterkälte die Zumutungen prekärer Lebensumstände und der Skandal des Todes sind
in den Versen ebenso präsent wie die unverbrüchliche Verbundenheit mit dem kürzlich
verstorbenen Partner und ein reicher Erinnerungsschatz an Kindheit Liebe und mancherlei
Vorkommnisse des Lebens. Wie ein raffinierter Überlebenstrick mutet es an wenn der poetische
Wille es gegen die Trauer und die materielle Armut aufnimmt indem er beides in unverhohlen
autobiografische Verse von großer poetischer Kraft gießt. Nach einem Jahrzehnt des
literarischen Schweigens meldet sich Ingrid Puganigg eindrucksvoll zu Wort. Man merkt dem Text
an dass die Autorin auf höchstem Niveau Prosa und Hörspiele geschrieben hat die in großen
Verlagen erschienen und im Rundfunk gesendet worden sind der Tonfall ihrer Verse ist prosanahe
die Sätze sind lapidar und bildstark und setzen sich mühelos über die Gattungsgrenzen hinweg.
Die Autorin kehrt mit Bleib gewissermaßen zu ihren literarischen Anfängen zurück denn auch ihr
erstes Buch vor bald einem halben Jahrhundert in der (mittlerweile eingestellten) Reihe Lyrik
aus Österreich erschienen war ein Lyrikband.