'Normalerweise' möchte man die Pensionäre in Madame Viviannes merkwürdigem Institut namens 'Die
Bleibe' als unangepasst verhaltensauffällig trottelig wenn nicht gar als geistig behindert
oder geisteskrank bezeichnen und das gilt auch für das hier tätige Personal von Professor
Karl dem Hauptlehrer über den für Lebenserfahrung zuständigen Zweitlehrer Monsieur Guillaume
den General-Aufseher Monsieur Bertrand den Arzt Doktor Felix den Gärtner-Hauswart Monsieur
Hadrien und die Empfangsdame Mademoiselle Josette bis zum Putzmann Mon-sieur Alberto und den
beiden Köchinnen Blanche und Marguerite. Doch 'Die Bleibe' ist durchaus nicht als Heim für
Zurückgebliebene oder als Irrenhaus zu verstehen wie man bald erfährt. Im Gegenteil: Unter der
Hand von Generaldirektorin Madame -Vivianne erblüht hier eine Welt voller Poesie die uns wohl
gerade deshalb das Herz anrührt weil wir spüren dass an diesem Ort alles Platz findet was in
der Welt der Angepassten in der wir uns bewegen nicht oder nur ganz verschämt existieren
darf. Der Tor der Narr in uns allen hat hier Gastrecht ja er erfährt in der liebevollen
Zuwendung des Chronisten und durch die wundersame Wortmusik des Autors geradezu eine Art
Auferstehung! 'Die Bleibe' wird zu einem Ort der Sehnsucht weil hier das Leben an sich
gefeiert wird in all seinen Formen selbst den unwahrscheinlichsten unbequemsten. Insofern
schimmert unter dem unerhörten Sprachfeuerwerk mit dem Michel Layaz diese Gegenwelt
heraufbeschwört auch eine so feine wie scharfe Kritik an unserer Norm- und Normalwelt durch.
'La joyeuse complainte de l'idiot' wurde 2004 in den Editions Zoé veröffentlicht. Die deutsche
Erst-übersetzung erscheint im Rahmen der ch-Reihe.