Der von zahlreichen Musikliebenden am höchsten verehrte Tonkünstler unserer westlichen
Zivilisation hat keine Oper geschrieben. Und dies obwohl gerade in der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts die Oper eine Blütezeit sondergleichen erlebte! Dass sich jedoch höchst
Dramatisches ja geradezu Opernhaftes in Bachs weltlichen und geistlichen Kantaten in seinen
Passionen in Ouvertüren und Tänzen in Rezitativen und Arien befindet die uns täglich
beglücken ist nicht nur den Spezialisten von Barockmusik bekannt. Sogar den Laien und
Liebhabern der Musik J.S. Bachs liegt dies unverlierbar in den Ohren.Man hat in letzter Zeit
immer wieder Versuche unternommen Bach auf die Bühne zu bringen. So gibt es Produktionen
einzelner Kantaten als inszenierte Bühnenwerke oder als Tanztheater. Es gibt die Passionen als
halb szenische Realisationen in Kirchen und Konzertsälen. Pier Paolo Pasolini hat die
»Matthäuspassion« - mit Musik von Bach - als eindrückliches Erlebnis für den Kinosaal
realisiert.Was mag ihn davon abgehalten haben sich mit den modisch gefragten Opernkomponisten
seiner Umgebung und seiner Zeit wie Georg Philipp Telemann und Georg Friedrich Händel gerade
auch in diesem Genre zu messen?Iso Camartin hat sich in historisch achtsamer Erkundung der
Bachzeit auf den Weg gemacht um zu klären warum der absolute Meister so vieler musikalischer
Ausdrucksformen nie eine Oper schrieb.