Vor 40 Jahren - zur Spielzeit 1973 74 - übernahm Pina Bausch (1940-2009) die Tanzabteilung der
Wuppertaler Bühnen und löste mit ihren Produktionen bald heftige Kontroversen aus. Wer klassi-
sches Ballet erwartete sah sich plötzlich mit einem theatralen Spiel konfrontiert wobei die
Tänzer auch sprachen sangen lachten und weinten. Das Publikum war gespalten: Die einen
verließen Türe knallend die Vorstellung die anderen waren hingerissen in der Presse brach ein
Sturm los. Mit ihrer Gruppe emanzipierte Pina Bausch den Tanz und machte aus ihm eine eigene
neue Form des Theaters. Dies war eine Revolution die bald ein weltweites Echo hervorrief und
den Tanz international neu definierte. Ein Zeuge der ersten Stunde war der Wuppertaler
Filmemacher und Photograph KH. W. Steckelings. Pina Bausch lud ihn ein ihre Com- pagnie bei
den Proben und in den Pausen photographisch zu be- gleiten. Steckelings tat dies mit größter
Unauffälligkeit und intimer Empathie: Die Tänzer nahmen seine Anwesenheit offenbar kaum wahr
nichts an seinen Aufnahmen wirkt irgendwie gestellt oder ge- künstelt. Der Betrachter fühlt
sich direkt hineinversetzt in den künstlerischen Prozeß jener Anfangsjahre als Pina Bausch und
ihre Gruppe neue tänzerische Ausdrucksformen entwickelten. Mehr noch: Steckelings hatte
seinerseits den Blick des Choreographen der in den zufälligen Konstellationen der Übungsarbeit
das Bild zu sehen vermochte. So sind seine Photos mehr als nur Dokumente aus der Anfangszeit
von Pina Bausch sondern Werke von eigenem künst- lerischem Rang - eine Entdeckung! Ergänzt
wird der Band durch einen Essay von Nora und Stefan Kol- dehoff - letzterer ebenfalls aus
Wuppertal stammend. Die Autoren schildern die Atmosphäre in der Mitte der 1970er Jahre und
zeich- nen die kontroversen Reaktionen nach die das neuartige Tanztheater von Pina Bausch
auslöste. Auch Zeitzeugen kommen dabei zu Wort.