Kun-lin ist knapp fünf Jahre alt als die Familie Tsai im April 1935 auf dem Weg zu einem
Ahnengrab von einem verheerenden Erdbeben überrascht wird. Zehntausende Menschen sterben viele
sind schwer verletzt Häuser beschädigt oder ganz zerstört. Die Tsais haben Glück alle
überleben.Diese frühe Erinnerung ist der Auftakt der Erzählung über Tsai Kun-lins
ereignisreiches und langes Leben in welchem sich auch die jüngere Geschichte Taiwans spiegelt.
Als Tsai Kun-lin 1930 auf Taiwan geboren wurde stand die Insel seit 35 Jahren unter
japanischer Kolonialherrschaft. Das spiegelte sich in vielen Lebensbereichen: Im Kindergarten
wird mit den einheimischen Kindern japanisch gesprochen Schulkinder lernen japanische
Volkslieder und manche nehmen sogar japanische Namen an.Als Japan 1945 kapitulierte und sich
aus Taiwan zurückzog atmeten die Taiwaner auf. Doch schon bald marschierten die chinesischen
Kuomintang-Truppen vom Festland ein und es begann die lange Zeit des «Weißen Terrors» unter
Chiang Kai-shek. Auch Tsai Kun-lin wurde Opfer dieses Regimes: Als 19-jähriger Student wird er
zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Ihm wird vorgeworfen Mitglied einer illegalen
Organisation gewesen zu sein. In Tat und Wahrheit war es der Buchclub seiner Schule. Allein
Bücher zu lesen wurde vom Regime als Vergehen eingestuft ... Die Graphic Novel Tsai Kun-lin
umfasst vier Bände und damit fast ein Jahrhundert taiwanische Geschichte. Der erste Band
erzählt von der Kindheit und Jugend Kun-lins. Im zweiten Band werden wir mehr über die Jahre in
der Haft erfahren im dritten und vierten vom steinigen Weg in die Freiheit und dem
erfolgreichen Kampf für Demokratie und Selbstbestimmung. Tsai Kun-lin wurde später Journalist
Übersetzer und Verleger. Und noch heute mit über 90 Jahren ist er in Taiwan ein aktiver
Kämpfer für Menschenrechte.