Ende vorletztes Jahrhundert kamen unzählige Italiener in die Schweiz um den Tunnel für die
Gotthardbahn zu bauen. Ab den 1960er-Jahren folgten ihnen Arbeiter auch aus Süditalien die
sich als Saisonniers auf dem Bau aber auch in den Fabriken und im Gastgewerbe verdingten. Den
Italienern schlug massive Fremdenfeindlichkeit entgegen den Schweizern war die italienische
Kultur fremd. Durch ihren Fleiss und ihr Temperament beschleunigten sie zwar den heimischen
Wirtschaftsaufschwung und brachten das mediterrane Lebensgefühl ins Land doch wurden sie als
Tschingge beschimpft. Der 1922 in Lugano geborene Mario Comensoli liebte diese Menschen:
Handwerker Bauern Arbeiter. Selbst in Armut lebend landete auch er auf einer Baustelle
obwohl er gern studiert hätte. Stattdessen begann er sie zu malen. Ohne künstlerische und
humanistische Ausbildung erfasste er bildnerisch ihre Lebenswelt. Er hatte seine Bestimmung
gefunden. 1945 zog er nach Zürich lebte eine Zeit lang auch in Paris. Im Laufe seines
Malerlebens durchlief er fünf Schaffensperioden: Nachkriegszeit Fremdarbeiter 68er-Bewegung
Disco und Punk No Future. Er durchlief sämtliche Tendenzen moderner Malerei versuchte sich in
der Abstraktion fand seine Berufung schliesslich im Realismus. Comensoli wollte kein
politischer Maler sein sondern die Poesie der Randfiguren der Gesellschaft zeigen. 1993
verstarb er im Alter von 71 Jahren in seinem Zürcher Atelier. Die Du widmet ihm eine Ausgabe
zum hundertsten Geburtstag.