Der Philologe und Essayist Iso Camartin geht anhand einer Auswahl von Objekten und Bildern aus
seiner Sammlung den Schriftkulturen und Schrifttraditionen von den Keilschriften des Altertums
bis heute nach. In 27 essayistischen Texten schreibt er über so faszinierende Objekte wie den
ägyptischen Würfelhocker eine »Esther-Rolle« aus dem Judentum über Korantafeln Dantes
Beatrice oder eine moderne Ikonen-Interpretation der zeitgenössischen Künstlerin Rebecca Horn.
Die Entstehung der Schriftkunst bis zur Entdeckung des Alphabets und später der Druckbuchstaben
gehört zu den wichtigsten Zivilisationsschritten aller Zeiten und Kulturen. Was nicht auf
Felswänden gemalt in Tontafeln gekritzelt auf Papyri oder auf Tierhaut schriftlich
festgehalten in Skriptorien kopiert in Knotenschrift wie bei den Inkas festgezurrt und ab der
frühen Neuzeit dann in Büchern gedruckt wurde bleibt hinsichtlich seiner Haltbarkeit und
Abrufbarkeit höchst gefährdet. Die Schriftkultur ist zwar nicht die einzige aber doch die
zivilisatorisch wichtigste Errungenschaft um die Vergangenheit gegenwärtig und die Zukunft
gestaltbar zu machen. Iso Camartins Leidenschaft für Buchstaben entwickelte sich immer mehr zu
einer Sammlerpassion für Bücher. Mit der Zeit weitete sich diese auch auf Objekte aus die als
Zeugen von »Schriftkulturen« angesehen werden können. Iso Camartin gehört zur Gruppe jener
Sammler die nicht nur vom Nimbus des Geistigen sondern auch von jenem des Materiellen
angezogen sind seien es Bücher oder Korantafeln: »Alles Geistige in Ehren! Doch unterschätzen
wir nicht die Anziehungskraft des Materiellen!« In seinen brillanten Essays bringt er beides in
Buchform zusammen.