2015 ¿ der Journalismus bietet keine berufliche Sicherheit mehr die Kinder gehen noch nicht in
die Schule. So entschließen sich der Frankfurter Journalist Andreas Nöthen und seine Frau
Wiebke mit ihrer Familie Deutschland für einige Jahre den Rücken zu kehren. Sie leben
2016¿2019 in Rio de Janeiro erleben dort die Olympischen Spiele und den Aufstieg von Jair
Bolsonaro zum Präsidenten. Wiebke Nöthen arbeitete als Lehrerin an einer deutschen Schule
Andreas als Auslandskorrespondent. Die Kinder wurden in Brasilien eingeschult ¿ und haben rasch
Portugiesisch gelernt während der Vater sich schwertat. Drei Jahre lang schrieb er ein Blog
über sein Leben in Rio ¿ Alltag Schule Feste Verwandtenbesuche Sehenswürdigkeiten Reisen
im Lande und in ganz Südamerika. Hier liegt das Blog nun als Buch vor und bietet einen
faszinieren-den Einblick in einen Lebensalltag der ähnlich ist wie in Europa aber irgendwie
doch ganz anders. In Brasilien ist Improvisation wichtiger als in Deutschland aber meist
gelingt sie (anders als in Deutschland). Dann ist Brasilien ein ganz normales Land für einen
normalen Bürger nicht einmal besonders gefährlich. Dennoch ist überall Militär postiert und
die Wohnanlagen gleichen Festungen die Gewalt wohnt in den Elendsquartieren doch von dort
kommen zugleich die Hausmädchen der besseren Kreise die in einer Abstellkammer hausen. Moderne
Viertel sind nach US-Vorbild ganz auf das Automobil ausgelegt obwohl man mit dem Auto in Rio
gar nicht vorankommt die Brasilianer lieben ihre wundervollen Strände ¿ und vermüllen sie. Es
ist ein Land voller Widersprüche. Der Autor bietet aber auch zahlreiche liebevolle Einblicke in
Hausverwaltungen und Telefonverträge das Bezahlen von Rechnungen in bar am Kiosk die
stiefmütterliche Behandlung der reichhaltigen touristischen Potenziale des Landes oder die
Unmöglichkeit auf der Südhalbkugel im Hochsommer einen echten Weihnachtsbaum zu besorgen
geschweige denn per Briefwahl den Deutschen Bundestag zu wählen. Fazit: Man wächst erstaunlich
schnell in eine kleine örtliche Gemeinschaft hinein nicht nur in die deutsche
Auslandsgemeinde. Der Autor lebt und arbeitet seit seiner Rückkehr nach Deutschland wieder als
Journalist im Frankfurter Raum ¿ natürlich mit dem Schwerpunkt Brasilien. Nach einigen Jahren
in Deutschland zieht es die Familie inzwischen wieder in die Ferne.