Das aus zahlreichen Kleinstaaten hervorgegangene Deutschland erlebte nach der Reichsgründung
1871 einen lebhaften wirtschaftlichen Aufschwung. Es entstand ein einheitliches Postwesen das
Straßen- und Eisenbahnwesen entwickelte sich und viele Arbeitsprozesse wurden durch die
Mechanisierung revolutioniert. Die Stadt Greiz mit ihrem Umland nahm an dieser Entwicklung u.
a. mit der Einführung des mechanischen Handwebstuhls und der folgenden Gründung von zahlreichen
Webereien Textilveredlungs- und Maschinenbaubetrieben regen Anteil. Als der Ort zum Hersteller
von Stoffen mit hoher Qualität wurde und damit Weltgeltung erlangte stieg auch die
Einwohnerzahl der Stadt und es folgte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine rege
Bautätigkeit. Da Greiz fürstliche Residenzstadt war entstanden Bauten für die Bedürfnisse des
fürstlichen Hauses. Die Stadt erhielt aber auch öffentliche Bauten wie Krankenhaus Sparkasse
Bahnhof zahlreiche Hotels und Gasthöfe. Für die sprunghaft ansteigende Zahl der Schüler
mussten Schulen und für den Bevölkerungszuwachs Wohnmöglichkeiten geschaffen werden. Neue
Stadtteile wie die Greizer Neustadt und der Stadtteil Aubachtal entstanden. Die prosperierenden
Fabriken errichteten Firmengebäude die zunehmend das Stadtbild prägten. Das waren nicht nur
Fabrikationshallen sondern auch Gebäude für Repräsentation Verwaltung und Versand. Nicht
zuletzt errichtete das zu Wohlstand gelangte neue Bürgertum das Träger und Motor des
wirtschaftlichen Aufschwungs war entsprechend seiner gewachsenen finanziellen Möglichkeiten
private Wohnbauten mit teilweise enormer Prachtentfaltung. Palastartige Villen waren keine
Seltenheit die wie viele andere Bauten wie repräsentative mittelgroße Wohnhäuser mit oft
wertvollem Fassadendekor für die gehobenen Wohnansprüche aber auch kleinere Wohnhäuser mit
wirkungsvollem Dekor und beträchtlicher Vielgestaltigkeit in dem damaligen vorherrschenden
Baustil des Gründerzeithistorismus errichtet wurden. Dieser führte Stilelemente verschiedener
Epochen zusammen und schuf ein neues harmonisches Ganzes. Dem Stil gelang damit was jüngeren
modernen Stilrichtungen oft fehlt: Individualität und Unverwechselbarkeit. Begleiten Sie den
durch seine bauhistorischen Veröffentlichungen bekannten Autor und den Buchverlag König auf der
kulturgeschichtlichen Wanderung durch die Jahrhunderte einer Stadt die ihren Glanz noch immer
hinter dem Schleier der Vergangenheit verbirgt. In dem mit vielen Farbbildern versehenen Band -
dem umfangreichsten Buchprojekt das in der Stadt Greiz bisher realisiert wurde - wird die
deutschlandweit einmalige gründerzeitliche Bausubstanz der einstigen reußischen Residenzstadt
in den Mittelpunkt gerückt die zu Unrecht oft ins Vergessen geraten ist. Durch die
geschichtlichen Abrisse der einzelnen Gebäude mit der folgenden ausführlichen Erläuterung der
gründerzeitlichen Architektur bis hin zum liebenswerten Detail ist es gelungen von der Greizer
Vergangenheit eine Brücke zu schlagen in die Gegenwart hin zur zukünftigen Entwicklung der
Stadt.