Die blutjunge Jo ist schwanger von einem Matrosen der wieder in See sticht. Sie plant das
Kind gemeinsam mit ihrem homosexuellen Freund Geof aufzuziehen - wären da nicht ihre Mutter
eine launische Alkoholikerin und Gelegenheitsprostituierte und die schwarze Hautfarbe des
Kindsvaters ... Mit 18 Jahren schreibt Shelagh Delaney (1938-2011) ihr erstes Theaterstück. Es
wird ein Welterfolg und revolutioniert als modernes Sozialdrama die Bühnen. 1958 hat "A Taste
of Honey" in London Premiere. Es läuft u.a. am Broadway und wird 1961 verfilmt. Ein zweites
Stück namens "The Lion in Love" (1960) das von vermeintlich "kleinen Leuten" in einer großen
Industriestadt erzählt folgt. Schließlich publiziert die Autorin den in seiner phantastischen
Bilderwucht und spröden Schönheit ans Kino der Nouvelle Vague erinnernden Prosaband "Sweetly
sings the donkey" (1964) der nicht nur in den Kosmos der Erniedrigten und Beleidigten im
nordenglischen Arbeitermilieu abtaucht sondern auch in wundersame zerbrechliche Kinderwelten.
Sie führt uns in ein skurriles Erholungsheim an der stürmischen Küste und lässt uns an einer
aberwitzigen Busfahrt teilnehmen. Figuren wie der Außenseiter Tom Riley treten auf der sein
Anderssein mit dem Leben bezahlt ein junger Minenarbeiter der ein kurzes Glück als Tänzer
findet sadistische Lehrer Spione und nicht zuletzt Delaney selbst die gegen die Vorurteile
und Widersprüche ihrer Zeit ankämpft - einer Zeit die der unseren verblüffend nah ist. Shelagh
Delaneys Erzählungen und Stücke erscheinen gesammelt in der vollständigen Neu- bzw.
Erstübersetzung des Schriftstellers und Übersetzers Tobias Schwartz der diese kleine
kommentierte Werkausgabe gemeinsam mit dem Anglisten André Schwarck herausgibt. Das Buch bietet
erstmals die Möglichkeit Shelagh Delaney als Klassikerin der modernen britischen Literatur in
all ihren Facetten kennenzulernen.