In "Die Nacht ist aus Tinte gemacht" erzählt die Berliner Schriftstellerin Herta Müller ihre
Kindheit im rumänischen Banat. Aus dem Gespräch heraus ohne Manuskriptvorlage erzeugt ihre
behutsam sich vorantastende Stimme eine dichte spannungsreiche Atmosphäre in der vor dem Ohr
des Hörers eine Welt zum Leben erweckt wird die nur noch in der Erinnerung existiert.Das Leben
der Banater Schwaben in Nitzkydorf ist geprägt von bäuerlichen Bräuchen und harter Arbeit. Die
Abgeschlossenheit dieses kleinen Kosmos bekommt durch den Schulbesuch erste Risse: Im ständigen
Wechsel zwischen Dialekt Hochdeutsch und Rumänisch entdeckt das Kind dass die Sprachen ganz
unterschiedliche Augen haben mit denen je andere Dinge wahrgenommen werden können. Durch die
Risse wird aber auch die Gewalt deutlicher erkennbar die in den Körpern sitzt derer sich die
politischen Regime brutal ermächtigen. Für die 1953 Geborene sind die Folgen von Krieg
Deportation der Mutter in ein stalinistisches Straflager Alkoholismus des Vaters und
Enteignung der Familie alltäglich spürbar. So beschreibt Herta Müller ihre Kindheitsängste im
Rückblick - als sie auf die Nachstellungen und Drangsalierungen durch den gefürchteten
Geheimdienst Securitate zu sprechen kommt als Einübung in die spätere "Angst aus politischen
Gründen". Angst die in der Diktatur Ceausescus bewusst zum Machterhalt eingesetzt wurde.