m Herbst 1958 wurde mit der Bodensee-Was-serversorgung ein Infrastrukturprojekt in Betrieb
genommen dessen größter Teil unterirdisch den Blicken entzogen ist. Dem Bodensee wurden in
einer Tiefe von etwa 60 m bereits in der ersten Ausbaustufe 2160 l Wasser pro Sekunde entnommen
auf dem Sipplinger Berg aufbereitet und über hunderte Kilometer Leitungen durch die Schwäbische
Alb bis in den Großraum Stuttgart geführt. An diesem Projekt ist aber nicht nur die
technologische Herausforderung einer Kombina-tion von Seewasseraufbereitung und
Fernwasser-leitung bemerkenswert sondern vor allem auch die besondere gestalterische Qualität
der sichtbaren Teile der Anlagen enstanden in Zusam-menarbeit von Ingenieuren Architekten
Frei-raumplanern und Künstlern.Hermann Blomeier der sich nach seinem Ar-chitekturdiplom am
Bauhaus Dessau bei Ludwig Mies van der Rohe 1932 in Konstanz niedergelassen hatte wurde nach
einem Wettbewerb mit der Realisierung des Seepumpwerks in Sipplin-gen beauftragt und schuf mit
den sachlich und transparent gehaltenen Gebäuden einen eben- so zurückhaltenden wie
selbstbewußten Kontra-punkt zur ausdrucksstarken Landschaft des Überlinger Sees. Die
Aufbereitungsanlagen auf dem Sipplinger Berg in einer Arbeitsgemein-schaft von Blomeier und
dem Architekten und Hochschullehrer Günter Wilhelm errichtet folgen vom »Quelltopf« über die
Filterbecken bis zum Reinwasserbehälter präzise den funktionalen Erfordernissen und
visualisieren gleichzeitig eindrucksvoll die technischen Vorgänge. Den weiten Weg des Wassers
begleiten die scheinbar untergeordneten gleichsam als Wegekapellen subtil in die Landschaft
eingefügten Bauten für die Rohr-bruchsicherungen und Streckenschieber des Architekten Wolf
Irion. Der gestalterische An-spruch zeigt sich nicht nur in den Hochbauten sondern auch in den
Arbeiten des Landschafts-architekten Walter Rossow sowie der bildenden Künstler Hans-Dieter
Bohnet Martin Matschinsky und Brigitte Matschinksy-Denninghof. Andreas Schwarting ist
Professor für Bauge-schichte und Architekturtheorie an der Hoch-schule Konstanz. Seine
Forschungstätigkeit gilt insbesondere der Architektur des 20. Jahrhun-derts ihrer Rezeption
und Historiographie sowie den spezifischen Fragen der Erhaltung und Pfle-ge. Er publizierte
unter anderem die Monographie zur Siedlung Dessau-Törten von Walter Gropius und war maßgeblich
an der Publikation der Stif-tung Wüstenrot zur Denkmalpflege an Bauten der Moderne beteiligt.
Er wurde von der internationalen Vereinigung für Denkmalpflege ICOMOS als Monitor für die
UNESCO-Welterbestätten des Bauhauses in Weimar und Dessau berufen.