Melancholie als Schlüssel für Hans Henny Jahnns opus magnum Fluß ohne Ufer: Julia Genz nähert
sich dem Roman anhand verschiedener Melancholiekonzeptionen (u.a. aus der ikonographischen
medizinischen und philosophischen Tradition) und untersucht über die Verknüpfung Melancholie -
Mythos - Künstlertum die melancholische Strukturierung der drei Teilbände Das Holzschiff Die
Niederschrift und Epilog. Vor diesem Hintergrund lassen sich die seltsamen Geschehnisse auf dem
Holzschiff als Initiationsriten für die Ausbildung des Protagonisten Gustav zum ingeniösen
Melancholiker lesen. Dabei wird jeweils geprüft inwieweit sich die einzelnen
Melancholiekonstrukte auf den Roman übertragen lassen und ob beziehungsweise wie der
Melancholiebegriff neu zu füllen ist. Letztendlich geht es in der Untersuchung um die Frage ob
gerade Melancholie als schwer festzulegender Begriff für die zerfallende Gesellschaftsordnung
im Roman des 20. Jahrhunderts eine Alternative zu Einheit stiftenden Weltdeutungsmodellen sein
kann.