»Der Kampf um irgendwelche Freiheiten der ist praktisch zu gewinnen und ist in jedem einzelnen
Fall auch gewonnen ist aber im Ganzen verloren eigentlich dadurch daß die Obrigkeit diese
Freiheiten nicht unterdrückt sondern sie zum Zwangmacht. Die Obrigkeit bleibt die Natur der
Gesellschaft.« (Vlado Kristl) Vlado Kristl war das was man im heutigen Wissenschaftsjargon
einen intermedialen Autor nennt: Maler und Zeichner Schriftsteller und Filmemacher und in
diesen verschiedenen Rollen immer auch: Performance-Künstler. Dieser große Vergessene der Kunst
der 60er und 70er Jahre passte in keine Schublade. Seine Bilder Filme und Texte sowie ihre
zahlreichen und unberechenbaren Kreuzungen sind Manifeste einer unablässigen Abräumtätigkeit
ästhetische Formen an denen eingeübte Rezeptionsroutinen zuverlässig abprallen und denen ihr
eigener ebenso zuverlässigvermiedener Erfolg Anlaß eines Generalverdachts wäre. Als alle von
der Erneuerung des deutschen Films sprachen machte Kristl »Nicht-Filme«. Als die Erneuerer die
Partizipation des Zuschauers auf die Tagesordnung setzten proklamierteer gleich dessen
Abschaffung: »Tod dem Zuschauer«. Kunst so Kristl hat unbrauchbar zu sein sich allen
Zwecksetzungen zu entziehen und nur als Zeugnis solcher Verweigerung kann sie Ausdruck einer
Lebensform sein die sich als Selbstsuche in Permanenz begreift. Diese radikale Haltung hat
Kristl sein Lebenlang durchgehalten und in seiner Arbeit bezeugt. Der vorliegende Essay
unternimmtden Versuch einer Annäherung.