Trotz der hohen Prävalenz von Persönlichkeitsstörungen mangelt es im klinischen Alltag an
geeigneten Untersuchungsinstrumenten zur differenzierten und dimensionalen Darstellung der
gestörten Persönlichkeit. In der vorliegenden Studie wurde an zwei Stichproben untersucht wie
sich persönlichkeitsgestörte Patienten einer Psychotherapiestation sowiepersönlichkeitsgestörte
Patienten aus dem Maßregelvollzug im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung im Trierer Integrierten
Persönlichkeitsinventar darstellen. Dabei wurden einzelne DSM-IV-Cluster in ihrer Darstellung
im Trierer Integrierten Persönlichkeitsinventar betrachtet und bei den Maßregelpatienten zudem
Unterschiede zwischen einzelnenDeliktkategorien. Abschließend wurden Einsatzmöglichkeiten des
Trierer Integrierten Persönlichkeitsinventars im klinisch-psychiatrischen und forensischen
Bereich dargestellt und bewertet. Es zeigte sich dass persönlichkeitsgestörte Patienten einer
Psychotherapiestation sich deutlich von der Allgemeinbevölkerung unterscheiden. Mit dem TIPI
ist die differenzierte Abbildung der Persönlichkeit dieser Patienten in einem dimensionalen
Modell möglich. Anhand ihres jeweiligen Profils können dem Patienten gezielt therapeutische
Hilfen angeboten werden. Eine realitätsgetreue Abbildung der Persönlichkeit von Patienten aus
dem Maßregelvollzug scheint dagegen mit dem TIPI nicht möglich. Dies scheint sowohl auf die
besondere Lebenssituation des Maßregelvollzugs sowie auf Antworttendenzen und Verfälschungen im
Hinblick auf soziale Erwünschtheit zurückzuführen zu sein. Die Anwendung des TIPI zur
Diagnosestellung einer Persönlichkeitsstörung oder zur Therapieevaluation scheint zum jetzigen
Zeitpunkt ebenfalls nicht sinnvoll. Der Einsatz zur Diagnosestellung könnte jedoch in Zukunft
nach entsprechenden weiteren Studien mit ausreichend großem Stichprobenumfang zur Überprüfung
der Spezifität einzelner TIPI-Profile sowie zum Festlegen von Cut-Off-Werten möglich sein.