Dieses Buch setzt sich mit der wirtschaftsberuflichen Schul- und Hochschulgeschichte der SBZ
und der DDR auseinander. Dabei wird die ostdeutsche Wirtschaftspädagogik und
Wirtschaftserziehung in den umfassenderen Kontext des einheitlichen sozialistischen
Bildungswesens gestellt. Ausgangspunkt ist die Ernennung von Richard Fuchs (1880 - 1969) zum
Referatsleiter für das Berufs- und Fachschulwesen in der Deutschen Zentralverwaltung für
Volksbildung. Bereits am 15. 10. 1946 ist Fuchs in einem außerordentlichen Promotionsverfahren
von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin einstimmig zum
Dr. rer. pol. promoviert und zum ordentlichen Professor für Wirtschaftspädagogik ernannt
worden. Ihm wurde auch die Leitung des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der HU Berlin
übertragen. Als Institutsleiter hat sich Fuchs sowohl für die angemessene Stellung der
kaufmännischen Berufsschule engagiert eingesetzt als auch für die Wirtschaftsschule im System
der Deutschen Einheitsschule. Zudem wurde die (erste) Berufspädagogische Tagung in Halle
(Saale) 1946 von Richard Fuchs vorbereitet und durchgeführt. Im September 1950 ist Fuchs (nun
70-jährig) an der HU Berlin entpflichtet worden. Das Buch beschränkt sich aber nicht nur auf
den Akteur Richard Fuchs sondern zeichnet in Gedankenbündeln die Entwicklung der
Wirtschaftspädagogik und Wirtschaftserziehung im sich schnell verändernden
volkswirtschaftlichen und schulpolitischen Kontext der SBZ DDR nach. In diesem Zusammenhang
wird die Auflösung der sächsischen Wirtschaftsschulen skizziert. Ergänzend dazu erinnert sich
Prof. Dr. Dieter Squarra an seine Zeit am Wirtschaftspädagogischen Institut der HU Berlin.
Wolfram Fiedler skizziert die Geschichte der (sozialistischen) Handelshochschule Leipzig nach
dem zweiten Weltkrieg und Prof. Hellmut Otto umreißt die Ausbildung von Diplom-Handelslehrern
in der DDR. Im Rahmen dieses Parcoursrittes durch die Geschichte der ostdeutschen Wirtschafts-
pädagogik sind von Senta Braun die von 1946 47 bis 1967 68 erschienenen Vorlesungsverzeichnisse
der Humboldt-Universität Berlin im Hinblick auf die berufs- und wirtschaftspädagogischen
Vorlesungen für die Ausbildung von Diplom-Handelslehrern bzw. Diplom-Berufsschullehrern mit den
Fachrichtungen Industrie - Handel - Finanzen oder Wirtschaft Verwaltung ausgewertet worden.
Auch auf das Lehrpersonal wird hier kurz eingegangen. Des Weiteren hat Frau Braun die
Lebensläufe der Leiter der Nachfolgeeinrichtungen des Wirtschaftspädagogischen Instituts
zusammengestellt: Peter Sesterhenn Hermann Musculus Herbert Hanke Alexander Schink und
Dieter Squarra. Dem Buch sind zur Veranschaulichung und Vertiefung des Textes
Original-Stundentafeln Schul- und Facharbeiterzeugnisse Strukturgraphiken und alte
Ansichtskarten sowie Portraitzeichnungen der genannten Wirtschaftspädagogen beigegeben worden.