In der hier unter ihrem ursprünglichen Titel erscheinenden Neuausgabe von Die Namen der
Geschichte (1994) geht es um die Frage wie die Ambivalenz der Historie zwischen
literarisch-deskriptiver Geschichtsschreibung und quantitativer Geschichtswissenschaft
sprachlich darstellbar ist. Rancière bezieht sich dabei auf die Geschichtsauffassung der 1929
gegründeten Annales-Schule: Während sich die alte Schule der Geschichtsschreibung in der
Tradition von Jules Michelet den Namen und Ereignissen verschrieb bestand das Ideal der
Annales in der Darstellung von Tatsachen der materiellen Zivilisation und Mentalitäten in der
wissenschaftlichen Sprache der Zahlen und Funktionen. In der kritischen Auseinandersetzung mit
dieser neuen Geschichte als Wissenschaft untersucht Rancière welche sprachlichen Mittel eine
neue Poetik des Wissens begründen können die sowohl Erzählung als auch wahre Rede verbindet.