Anerkennungs- und Ausgrenzungskonflikte haben Konjunktur und affizieren das Theater als
Schauplatz gesellschaftlicher Interaktion nachhaltig. In ihrer doppelten Funktion als
ästhetischer und sozialer Raum sind theatrale Formate par excellence geeignet Konflikt- und
Eskalationsdynamiken zu simulieren. Dramaturgien der Verletzung und Beleidigung zielen auf die
Exponierung von Kommunikations- und Subjektivationsprozessen. Dadurch werden theatrale
Situationen innerhalb und außerhalb der Theaterinstitutionen schließlich zu Arenen und
Tribunalen zu Orten der Aushandlung und Verteilung von Sprech- und Handlungslizenzen und sind
zugleich Situationen der Kritik. Denn gerade wenn die theatrale Ordnung durch An- und
Übergriffe destabilisiert oder ihre Asymmetrie ausgebeutet wird realisiert Theater sein
kritisches Potenzial. Solchen immer auch zu problematisierenden Möglichkeiten theatraler Kritik
von und durch Herabsetzung geht das Autor*innenteam an exemplarischen Betrachtungen
zeitgenössischer Formen von Performance-Installation Tanztheater Aktionskunst theatralem
Realismus und literarischem Wettbewerbsformat nach.