Urbino Ende Juni 1502. Die italienische Stadt wurde soeben mit einer solchen Geschwindigkeit
Wucht und Skrupellosigkeit eingenommen dass der Name ihres Eroberers von nun an in ganz
Italien widerhallt: Cesare Borgia. Er gehört zu den Fürsten einer neuen Zeit die mit ihren
Feldzügen die alte Ordnung Italiens in Trümmer legen. Im Zeitraum der Eroberung halten sich
auch Leonardo da Vinci und Niccolò Machiavelli in Urbino auf. Leonardo hat sich zuvor als
Ingenieur Borgias Hof angeschlossen Machiavelli soll im Auftrag der Republik Florenz die neue
politische Lage beobachten.Vieles deutet auf eine Begegnung zwischen Leonardo und Machiavelli
in Urbino hin doch ist nichts von ihr überliefert. Obwohl sich die Wege der beiden in den
folgenden Jahren noch mehrfach kreuzen erwähnen sich gegenseitig mit keiner Silbe. Wie aber
erzählt man die Geschichte einer Begegnung die nur spärliche Spuren hinterlassen hat? Patrick
Boucheron betrachtet Leonardo und Machiavelli als Zeitgenossen die mit denselben drängenden
Fragen konfrontiert sind. Welchen Gesetzmäßigkeiten folgt die neue Zeit welche Formen von
Politik verlangt sie wie lässt sich ihr Rhythmus erfassen und zum Ausdruck bringen?Mit großer
sprachlicher Eleganz und Anschaulichkeit zeichnet Patrick Boucheron die bis heute kaum
beachteten Berührungspunkte zwischen Leonardo und Machiavelli nach. Anhand einer Fülle
faszinierender Details deckt er verblüffende Verbindungen zwischen dem scharfsichtigen
Machtanalytiker und dem rastlosen Tausendsassa auf. Damit rückt Boucheron nicht nur Leonardo
und Machiavelli in ein besonderes Licht er bietet zugleich auch ein fesselndes Porträt einer
bewegten Zeit.