Der Begriff der Macht ist nach einer bekannten Formulierung Max Webers 'soziologisch amorph'.
Er umfasst ein großes Spektrum sozialer Phänomene und Beziehungen in denen einer dem anderen
seinen Willen aufzuzwingen vermag worauf auch immer diese Chance beruht. Dennoch gibt es einen
relativ umgrenzten Ausschnitt von Praxen und Handlungsweisen die hier typischerweise zum
Einsatz kommen: Drohung Lob Provokation Überredung aber auch 'weiche' mit anderen Motiven
durchmischte Formen der Machtausübung wie Raten und Helfen. Der Band versammelt Aufsätze aus
fünfundzwanzig Jahren in denen die einzelnen Methoden und Machtpraxen also das Machen der
Macht aber auch die Möglichkeiten der Eindämmung Begrenzung und Gegenwehr in verschiedenen
Kontexten aus interaktionistisch-phänomenologischem Blickwinkel untersucht werden.Wir alle
wissen was Macht ist. Spätestens wenn wir ihr unterworfen sind wenn wir uns ohnmächtig und
von anderen abhängig fühlen und gezwungen sind etwas zu tun was wir sonst nicht täten. Macht
ist stets ein Brechen von Widerstand die Realisierung eines fremden Willens in unserem eigenen
Tun. Das bedeutet aber zugleich: Die Macht gibt es nur weil es das Widerstreben das
Gegeninteresse die unhintergehbare Freiheit des anderen gibt nein zu sagen. Macht setzt also
Freiheit voraus sie ist selbst gewissermaßen negative Freiheit: Als Negierung des Nein ist sie
jederzeit eine menschliche Möglichkeit kann es keine 'machtsterilen Verhältnisse' (Heinrich
Popitz) geben. In diesem Verständnis ist Macht eine Grundtatsache des Lebens und zugleich ein
universaler Mechanismus der Vergesellschaftung der freilich höchst unterschiedliche Formen und
Ausprägungen annehmen kann: Sie reichen von der routinemäßigen Ausübung von Herrschaft über die
unmittelbare situative Gewaltanwendung etwa bei einem Raubüberfall bis hin zur strategischen
Raffinesse Mindermächtiger die gerade aufgrund ihres Mangels an verfügbaren Machtressourcen
auf andere Mittel und Methoden der Wahrung und Durchsetzung ihrer Interessen zurückgreifen
müssen.