Mit den Neuauflagen der Krankheitskataloge ICD und DSM werden die Grenzen dessen ausgedehnt
was als psychisch krank gilt. Formulierten in den 1960 70er Jahren noch außerparlamentarische
Linke und ihr verbundene Psychiater_innen eine radikale Kritik an der Institution Psychiatrie
wurde im Anschluss daran die Kritik hauptsächlich von Betroffenen getragen und in die Praxis
übersetzt. Heute findet Psychiatriekritik selbst im bürgerlichen Mainstream statt. Diese reibt
sich allerdings lediglich an den aktuell in den Katalog aufgenommenen Diagnosen und den
Interessen der Pharma-Industrie. Eine radikale Gesellschafts- und Machtkritik wie sie die Alte
und Neue Antipsychiatrie enthält lässt sie jedoch vermissen.