Alfred Andersch ist Westdeutschlands berühmtester Deserteur. Sein autobiografischer Bericht Die
Kirschen der Freiheit (1952) beschreibt die Umstände seiner Fahnenflucht aus Hitlers Wehrmacht
am 6. Juni 1944 in Italien. Aber war er überhaupt ein Deserteur? Seit in seinem Nachlass ein
Text auftauchte den Andersch schon 1945 im Kriegsgefangenenlager geschrieben hatte und in dem
die Gefangennahme gar nicht als Desertion geschildert wird (Amerikaner - Erster Eindruck) sind
Zweifel daran laut geworden ob Andersch zu Recht in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in
Berlin als Deserteur geehrt wird. Niemals bislang ist der Versuch unternommen worden Anderschs
Selbstbeschreibung anhand militärhistorischer Quellen zu überprüfen. Das vorliegende Buch
versammelt diese Dokumente und erzählt eine in Teilen andere Geschichte: Die Kirschen der
Freiheit im Lichte der Akten. Eine Geschichte vom Überleben im Krieg vom Heldenmut der
Kampfesmüden und von den literarischen Verfahren der Selbstkonstruktion eines Autors.