Bis zum heutigen Tag stellt die Commune den einzigen Versuch eines revolutionären Urbanismus
dar schreibt Henri Lefebvre während sich um ihn herum an den Universitäten von Strasbourg
und Nanterre die Ereignisse von 1968 zusammenbrauen. In Auseinandersetzung mit der Pariser
Commune von 1871 entdeckt Lefebvre das revolutionäre Potential urbaner Gesellschaften. Das
Thema Stadt rückt ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit. Er begeistert sich für frühe Formen
zivilgesellschaftlicher Selbstorganisation und beschreibt die Bedeutung sozialräumlicher
Widersprüche für die Entstehung revolutionärer Bewegungen. Das Buch La proclamation de la
Commune erschienen 1965 trägt die Spuren dieser vielfältigen Umbrüche in sich: Thematisch
stilistisch und im kleinsten sprachlichen Detail gleicht es einem steinbruchartigen Konvolut.
Baustelle Commune. Henri Lefebvre und die urbane Revolution von 1871 macht erstmalig zehn
ausgewählte Abschnitte dieses Textes in denen Revolutions- und Stadttheorie ineinanderfließen
auf Deutsch zugänglich. Lefebvres Ansatz wird mit Blick auf sein Gesamtwerk kontextualisiert
und von Aufsätzen zum historischen Hintergrund zur Denkfigur des Festes sowie zum heterogenen
Schreibstil des Autors begleitet. Fotografien aus dem Paris der Gegenwart verbinden
bildpolitische Auseinandersetzung mit der Commune von 1871 mit zeitgenössischen Zugängen zu
Fragen der Stadt.