Die Moderne hat vielfache Entschuldungen im Blick auf Unfreiheiten der Täter entwickelt:
Soziale psychologische pathologische gesellschaftspolitische Schranken engen den
Entscheidungsraum und damit die Schuld des Handelnden ein oder verstellen sie sogar
gänzlich.Auch unter naturwissenschaftlichen Vorzeichen wird heute erneut eine Schuldfähigkeit
des Menschen bestritten: Handeln Fühlen Denken seien neurobiologisch festgelegt.Dem stehen
jedoch Argumente einer grundsätzlichen Schuldmöglichkeit des Menschen gegenüber - sogar bei
verminderter Freiheit. Ist Verminderung von Freiheit vielleicht selbst schon ein Anzeichen von
(eigener oder fremder) Schuld?Betrachtet werden muss eine mögliche Schuld die sich nicht mehr
selbst oder mit Hilfe anderer entschuldet. Daher wird ein Wortspiel ausgeleuchtet: Im Absoluten
gibt es Absolution. Und Vergebung (Absolution) als reine Gabe wurde zu Beginn des neuen
Millenniums eingefordert.Was kann das heißen und wer spricht die Gabe zu? Von welchem Raum des
Denkbaren her kann Vergebung thematisiert werden? Gibt es die Verzeihung des Unverzeihlichen
nicht nur als Spiegelung des (vergeblich) Erhofften? Was ändert Vergebung am Geschehen und für
die Opfer wirklich und wirksam - oder geht es nur um die Psyche des Täters? Und ist Reue eine
Bedingung - aber würde sie die reine Vergebung dann nicht wieder aufheben? Ein Sturzbach an
Fragen also die so weit wie möglich in eine nachdenkliche Tiefe verfolgt werden.