Siegfried Kracauers Texte sind ein viel untersuchter Gegenstand der Soziologie und
Medienforschung. Weniger bekannt ist der Umstand dass Kracauer studierter Architekt war der
in Darmstadt Berlin und München ausgebildet wurde und während des Ersten Weltkriegs
praktizierte.In seiner Dissertation Die Entwicklung der Schmiedekunst in Berlin Potsdam und
einigen Städten der Mark vom 17. Jahrhundert bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts aus dem Jahr
1915 führt er eine Analyse baukünstlerischer und konstruktiver Details und ihrer
sozioökonomischen Bedingungen. Nach dem Krieg mittlerweile als Journalist der Frankfurter
Zeitung veröffentlicht Kracauer zahlreiche Kritiken mit besonderem Augenmerk auf
zeitgenössischen Entwicklungen der modernen Architektur. Von diesen später zumeist nicht wieder
veröffentlichten Texten bis zu seiner 1928 erschienenen autobiografischen Novelle Ginster von
ihm selbst geschrieben lässt sich ein Interesse an architektonischen Phänomenen nachzeichnen
das von der Reflexion der eigenen Erfahrungen bis zu einer allgemeinen Betrachtung der
Subjektivität des modernen Architekten und einem Verständnis von Architektur als Metapher und
Motiv zur anschaulichen Beschreibung gesellschaftlicher Phänomene reicht.