Nationsbildungen im Osten Europas kommt eine Sonderrolle zu. Nationen und Nationalstaaten
entstanden aus dem Zerfall der Imperien zuletzt dem Sowjetreich. Die verspäteten Wieder- oder
Neuentstehungen in einem stark multiethnisch besiedelten Großraum lassen sich in drei Phasen
der Nationsbildung unterscheiden die im vorliegenden Band betrachtet und in Beziehung
zueinander gesetzt werden: die Phase der Neuordnung nach dem Ersten Weltkrieg dann unter
sowjetischer Herrschaft nach dem Zweiten Weltkrieg und schließlich seit dem Beginn der
Transformationszeit im ausgehenden 20. Jahrhundert. So dicht die Erforschung von
nation-building allgemein ist so erforderlich bleibt die spezielle Analyse in Bezug auf
Osteuropa und die Auswirkungen auf die zeitgenössische Außenpolitik. An ausgewählten
Länderbeispielen hat ein Team von 31 Autorinnen und Autoren erarbeitet wie nationale Identität
im Untersuchungszeitraum verstanden wie dabei Nation definiert wurde und welche Impliktationen
sich daraus für das zu gestaltende Staatswesen seine Ethnien für Raum Grenzen
Nachbarschaften und internationale Assoziierungen ergaben inwieweit sich Außenpolitik aufgrund
dessen integrativ gestalten ließ weshalb sie konfliktgeladen blieb. Es kann gezeigt werden
dass die Nation trotz der Herausforderung durch Internationalismus und Kommunismus sowjetischen
Typs Bezugsgröße und Ort der Identifikation geblieben ist - in einem dauerhaften Ringen
zwischen den Konzepten von ethnischer und staatsbürgerlicher Nation von politischer
Souveränität versus föderativem Zusammenschluss. Durch divergierende außenpolitische
Positionierungen deren historische Wurzeln oft weit zurückreichen werden immer wieder aufs
Neue eine konsensuale Homogenisierung und Stabilisierung der internationalen Politik erschwert.
Der Blick auf die Geschichte von Nationsbildung und Außenpolitik im östlichen Europa soll
Wissen und Methoden bündeln die auch der Analyse gegenwärtiger Konfliktlagen dienen können.