Man weiß doch wohin das geführt hat! Keine andere intellektuelle Geistesströmung des 20.
Jahrhunderts führt heute noch zu einer derart impulsiven Abwehr wie die Konservative
Revolution. Jedenfalls auf Seiten der Linken. Bei bloßer Nennung von Namen wie Edgar Julius
Jung oder Arthur Moeller van den Bruck aber auch von Oswald Spengler und Ernst Jünger kommt
es zu einer schablonisierten Gleichsetzung von offensiv konservativem Denken mit der
Befürwortung des Nationalsozialismus und des Betriebs von Konzentrationslagern. Dieser
sekundenschnelle Dreischritt ist wie ein pawlowscher Sabber-Reflex der eigenes Denken weder
erfordert noch duldet. Wer immer sich mit Protagonisten der Konservativen Revolution befasst
läuft so gesehen unweigerlich Gefahr an das absolut Böse zu rühren und sich damit einzulassen.
Die KR wie sie im rechten Spektrum gern genannt wird stellt ein No-Go ein letztverbliebenes
Tabu dar das bestenfalls soziologische Fallstudien lohnt deren Fazit von vornherein
feststehen muß. Rolf Peter Sieferle ein intellektuell-tiefblickender Ketzer wie ihn Karlheinz
Weißmann im Nachwort des vorliegenden Bandes nennt wollte an diesem unwürdigen Automatismus
etwas ändern. Sein Herangehen an die Geistesströmung ist die des vorurteilsentschlackten
Wissenschaftlers der er zeitlebens war. Er sieht das Detail wie das Ganze bevor er wertet
und kontextualisiert es universalgeschichtlich. Wenn er sich der KR über fünf ihrer
maßgeblichsten Autoren (Paul Lensch Werner Sombart Oswald Spengler Ernst Jünger und Hans
Freyer) nähert schildert er das symbolische Feld der modernitätsskeptischen Bewegung induktiv
aus dem literarischen Handeln wie den Lebenswegen der Avantgardisten selbst. Es eröffnet sich
dabei eine weitgespannte phänomenologische Historie der KR die uns Heutigen die wir in
stürmischen Zeiten den Kurs halten müssen ein kritischer Kompaß wie ein Anker sein kann.