Beginnt die Evolution des Menschen durch eine ansteckende Mimesis also der gegenseitigen sich
bis zur Gewalteskalation steigernden Nachahmung? Ist der christliche Gott nichts anderes als
ein sakralisierter Sündenbock welcher für die sich unkontrolliert ausbreitende Mimesis
herhalten musste? Der franko-amerikanische Literaturwissenschaftler René Girard behauptet dies
und sagt dass das Heilige und die Gewalt zwei miteinander austauschbare Begriffe sind denn
sämtliche Religionen Verbote Riten und Mythen würden in den Opferritualen an willkürlich
ausgewählten Sündenböcken zur Befriedung der Gesellschaft begründet liegen. Zur Beweisführung
seiner Theorie zieht Girard ethnographische Berichte von Kulturen wie den Yanomami heran die
sich aufgrund fehlender Gewalteindämmung scheinbar in einem dauerhaften Kriegszustand befinden.
Mit solchen eurozentrischen und wissenschaftlich ungeprüften Urteilen hat Girard ebenso wie
andere namhafte Wissenschaftler dazu beigetragen dass die Yanomami zum Spielball
wissenschaftlicher Diskussionen wurden. Dieses Buch verdeutlicht wie Girard und viele
Ethnologen durch ihre Suche nach eurozentrischen Wahrheiten nicht nur ein gewalttätiges Bild
der Yanomami produziert sondern durch ihr Auftreten sogar die Gewalt bei den Yanomami erst
befördert haben ohne in der Retrospektive zu reflektieren dass sie im Kampf um ihre
Deutungshoheiten selbst eine symbolische Gewalt anwenden. Girards Theorie hält einer
wissenschaftlichen Analyse ebenso wenig stand wie die anderen anhand der Yanomami aufgestellten
Gewalttheorien welche in diesem Buch der Fundamentaltheorie von Girard gegenübergestellt
werden.