Seine erste Begegnung mit dem indischen Bundesstaat Maharashtra hat der Fotograf und
Filmemacher Henning Stegmüller 1984 im Rahmen einer Dokumentation für das deutsche Fernsehen.
Das Sujet: In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren drei Brüder aus Bayern nach Indien gereist
um dort im Sinne Alexander von Humboldts naturhistorisch zu forschen. Aquarelle und Fotografien
der Brüder Schlagintweit zeugen davon dass ihr Augenmerk zwar auch den Menschen galt im Fokus
stand jedoch die physische Vermessung des indischen Subkontinents. Der Film zeichnet ihre Wege
nach. Während der Filmarbeiten lernt Henning Stegmüller den Indologen Günther Sontheimer
kennen. Bei seinen Forschungen zur Volksreligion in Maharashtra richtete Sontheimer seinen
Blick insbesondere auf mündliche Überlieferungen und setzte diese in Bezug zur klassischen
Lehre des Sanskrits. Stegmüller gerät durch Sontheimer in ein Beziehungsgeflecht von
Schafhirten Wissenschaftlern Literaten und Industriellen. Es entstehen gemeinsame
Dokumentarfilme. Sontheimers vertraute Nähe zu den halbnomadischen Schafhirten geht auf
Stegmüller über was seine Fotografien in diesem Buch deutlich belegen und so ist der Bogen
dieses Buches zwar weit gespannt und dennoch vernetzt. Der Autor begegnet Menschen die
gesellschaftlich und kulturell Welten trennt und die dennoch spüren dass es jenseits ihrer
Herkunft und Kastenzugehörigkeit eine Prägung gibt die sie verbindet. Ein Foto zeigt wie
diese sehr unterschiedlichen Menschen vereint durch den frühen Tod Günther Sontheimers sich
in tiefer Trauer zusammengefunden hatten um die Asche ihres Freundes dem Fluss zu übergeben.
Henning Stegmüller legt ein sehr persönliches Buch vor frei von Indien-Klischees. Fotos und
Texte erzählen von Forschern Hirten Dichtern und Göttern - vom kärglichen Leben auf dem Land
von Festen Mythen und Ritualen und nicht zuletzt auch von den Abgründen des Molochs Mumbai.