Den Nationalsozialisten galt Bingen als ein schwarzes Nest: Der NSDAP gelang es im Rahmen
freier Wahlen bis 1933 nicht eine Mehrheit der Stimmen auf sich zu vereinigen. Die ersten
Akteure der gleichgeschalteten Behörden Bingens mussten daher noch aus anderen Orten Hessens
rekrutiert werden. Doch auch Bingen blieb keine Insel der Aufrechten denn das neue Regime
schien der ehemals blühenden Wein- und Touristenstadt endlich den erhofften Wiederaufschwung zu
bringen. Vor allem die Kraft-durch-Freude-Fahrten belebten den hiesigen Fremdenverkehr. Jäh
endete die staatlich organisierte Wirtschaftsbelebung jedoch mit Beginn des zweiten Weltkriegs.
Die Deportation und Ermordung von 152 Juden und die Zerstörung einer der ältesten
Judengemeinden Deutschlands folgte. Dann kam der 25. November 1944 und die romantische
Kleinstadt am Rhein mit ihren malerischen Gassen und alten Häusern fiel weitgehend dem
Bombenhagel zum Opfer ...Auf Basis einer gründlichen Dokumentation von Personen und
Institutionen die den NS-Staat in Bingen repräsentierten sowie entlang einer Chronologie der
wichtigsten Ereignisse bietet der vorliegende Band eine erste wissenschaftlich fundierte
Gesamtdarstellung der Stadtgeschichte Bingens in der Zeit des Nationalsozialismus. Dabei wird
auch die Vorgeschichte des NS-Regimes in den Blick genommen indem die Entwicklung der
Parteienlandschaft die traditionelle katholische Prägung der Stadt und die wirtschafts-
sozial- und mentalitätsgeschichtlichen Rahmenbedingungen Darstellung finden. So wird deutlich
wie die in Bingen besonders lange währende Besatzungszeit nach dem Ersten Weltkrieg den
Aufstieg der NSDAP begünstigen konnte. Bingen - Geschichte einer Stadt am Mittelrhein Teil 3
(19. 20. Jahrhundert) Bd. 4