Beim Reisen in homerische Landschaften lassen sich neben der Stimme des Urvaters der
europäischen Literatur Homer auch viele ortsbezogene Stimmen von seinen Nachfahren vernehmen.
In Vergils Aeneis und Ovids Metamorphosen erlebte der homerische Odysseus in Gestalt des
troianischen Helden Aeneas eine Wiedergeburt bevorzugter Handlungsraum dessen Fahrt von Troia
nach Rom waren Sizilien und Latium. Hier auch siedelte Dante in den Commedia divina Odysseus'
Abenteuer mit der Nymphe Kirke an. Goethe empfand bestimmte sizilianische Landschaften als den
besten Kommentar zur Odyssee. In unserer Zeit hat Durs Grünbein mit seinem Gedicht Torso des
Polyphem dem Zyklopen im latinischen Sperlonga ein Denkmal gesetzt. Und wieder andere banden
ihre poetischen Imaginationen an Schauplätze ganz ohne Bezugnahme auf homerische Topographien
wie Johann Gottfried Seume auf seinem Weg nach Syrakus oder der sizilianischen Schriftsteller
Giovanni Verga in Acitrezza zu Füßen des Ätna.