Der vorliegende Arzneimittelreport untersucht ambulante medikamentöse Schmerztherapie bei
BARMER-Versicherten ohne onkologische Erkrankung. Schmerzen sind ein häufiges Problem. Jeder
dritte Versicherte und jeder zweite Versicherte ab 80 Jahren hat 2021 eine Verordnung
medikamentöser Schmerztherapie erhalten. 5 7 Prozent der BARMER-Versicherten ohne
Tumorerkrankung wurde 2021 ein Opioid verordnet. Ab einem Alter von 80 Jahren erhielten
Versicherte 5 5-mal häufiger eine Verordnung von Opioiden als Versicherte bis zu 64 Jahren.
Verordner von Schmerztherapie waren vor allem Hausärztinnen und -ärzte sowie hausärztliche
Internistinnen und Internisten. Die Patientinnen und Patienten mit Opioidtherapie waren häufig
multimorbid erhielten Polypharmazie waren älter und wurden von mehreren Ärzten behandelt.
Untersucht wurden vermeidbare Risiken und patientenrelevanter Schaden durch medikamentöse
Schmerztherapie. Trotz Herz- oder Niereninsuffizienz werden nichtsteroidale Antirheumatika
(NSAR) verordnet oder Kombinationen von Arzneimitteln die bekanntermaßen das Auftreten eines
akuten Nierenversagens begünstigen. Auch die die Mortalität erhöhende Kombination von Opioiden
mit Tranquilizern wird nicht konsequent vermieden. Metamizol ist ein weiteres Thema. Die
Ergebnisse der Analysen zeigen bei neu begonnener Metamizoltherapie eine jährliche Inzidenz von
28 Agranulozytosen pro eine Million exponierter Personen. Damit ergeben sich für Deutschland
jedes Jahr schätzungsweise 120 Betroffene die wegen Agranulozytose durch Metamizol stationär
behandelt werden und etwa zehn Todesfälle. Auch die Verordnung von Metamizol mit Methotrexat
erfolgt obwohl dies das Risiko der Agranulozytose vervielfacht. Strenge Indikationsstellung
bei der Verordnung von Metamizol ist nicht zu erkennen. 2022 ist die Anzahl Metamizol
erhaltender BARMER-Versicherter erneut um 7 2 Prozent auf 1.260.904 Versicherte gestiegen. Ein
weiteres Risiko das unterschätzt wird ist die Obstipation unter Opioiden. Die nach Leitlinie
indizierte Verordnung von Laxanzien wird bei drei von zehn Patienten unterlassen. Fünf von
1.000 Patienten mit Opioidtherapie werden jedes Jahr wegen eines Darmverschlusses stationär im
Krankenhaus aufgenommen - ein vermeidbarer Schaden wenn Laxanzien bereits prophylaktisch
verordnet und Patientinnen und Patienten in das Therapiemanagement einbezogen werden. Der
Report präsentiert notwendige Schritte zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit bei
medikamentöser Schmerztherapie. Daneben erfolgt standardmäßig auch die Darstellung von
Kennzahlen und Veränderungen der Arzneimitteltherapie 2022 insgesamt.