In keinem anderen Land werden so viele stationäre Behandlungen pro Einwohner wie in Deutschland
durchgeführt. Vollstationäre Behandlungen sind jedoch gegenüber einer ambulanten Behandlung
deutlich ressourcenintensiver und binden mehr Personal. Zudem ist die stationäre Behandlung
nicht immer auf eine medizinische Notwendigkeit zurückzuführen und könnte bei gleichbleibender
Qualität auch ambulant erbracht werden. Während der Coronapandemie wurde eine Vielzahl von
stationären Eingriffen verschoben oder die Patientinnen und Patienten entschieden sich aus
Gründen des Infektionsschutzes gegen eine Behandlung im Krankenhaus. Ob die Wahrscheinlichkeit
einer ambulanten Behandlung seit der Coronapandemie angestiegen ist wird exemplarisch für (1)
die operative Versorgung der Leistenhernie (2) die arthroskopische Knieoperation (3) die
diagnostische Koronarangiographie sowie (4) die Resektion und Rekonstruktion des Nasenseptums
untersucht. Der 19. BARMER Krankenhausreport liefert empirisch abgesicherte Erkenntnisse zum
ambulanten Leistungsgeschehen im deutschen Krankenhaussektor vor und während der
Coronapandemie. Die Ergebnisse basieren auf umfassenden Versichertendaten der BARMER. Unter
Anwendung statistischer Methoden werden Ergebnisse präsentiert die darauf hinweisen dass sich
die erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine ambulante Behandlung vor allem durch den Rückgang
stationärer Fallzahlen erklären lässt. Die Anzahl der ambulanten Behandlungen ist hingegen
recht konstant geblieben. Somit konnte die Pandemie das bestehende Potenzial zur
Ambulantisierung nur in sehr geringem Maße realisieren. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse
werden Handlungsempfehlungen abgeleitet.