Nach Bekanntwerden der Geheimrede Chruschtschows auf dem XX. Parteitag der KPdSU über die
Verbrechen Stalins und seines Sicherheitsapparates setzten auch in der DDR vor allem unter
Intellektuellen heftige Debatten über den zukünftigen Weg der gesellschaftlichen Entwicklung
ein. So vertrauten auch zahlreiche DDR-Studenten nur noch der eigenen Vernunft. Da politische
Selbstbestimmung von Personen jedoch mit der Linie der führenden Partei der SED eher selten
übereinstimmte fand an Universitäten und Hochschulen eine Welle von Verhaftungen und
Säuberungen statt so auch am Philosophischen Institut der Humboldt-Universität in Berlin.Hier
konstituierten die Sicherheitsorgane eine erste Feindgruppe um Michael Franz der 44 Thesen
entwickelt hatte in denen es vor allem darum ging welche Voraussetzungen seitens der DDR
geschaffen werden müssen um die Einheit Deutschlands möglich zu machen. Zu dieser Gruppe
wurden von den Sicherheitsorganen und den Parteifunktionären des Instituts die
Philosophiestudenten Karl Sauerland und Gerd Behrens gezählt. Aber bevor hier ein Exempel
statuiert werden konnte löste sich diese Gruppe auf indem sich die Drei exmatrikulieren
ließen: Franz ging zurück nach Westberlin Sauerland wanderte nach Polen aus und Behrens
entschwand zur Arbeit in die Warnowwerft Stralsund.Da die mit der Parteilinie nicht
übereinstimmenden politischen Debatten am Philosophischen Institut jedoch nicht aufhörten
wurde in enger Zusammenarbeit der Parteileitung des Instituts mit den Sicherheitsorganen eine
zweite Feindgruppe zusammengestellt. Zu deren Basis erklärte man einen Brief an die
Parteiorganisation des (eigenen) Studienjahres von Peter Langer von Ende 1955 in dem dieser
behauptet hatte dass und warum die Werktätigen der DDR kein Vertrauen zur Parteipolitik der
SED hätten und dass und warum man unter dieser Voraussetzung nicht zur Einheit Deutschlands
gelangen könne. Zu dieser Gruppe zählte die Parteileitung des Instituts die nach dem XX.
Parteitag zum Philosophiestudium aus der Bundesrepublik in die DDR übergesiedelten Studenten
Heinz Dieter Schweikert und Karlheinz Messelken die in der Reihenfolge Langer Schweikert
Messelken zu sechs fünf und drei Jahren Zuchthaus verurteilt wurden. Nach diesen Verhaftungen
und nachdem weitere Studenten zur Bewährung in die Produktion geschickt worden waren wagte an
diesem Institut für lange Zeit niemand mehr eine eigene politische Meinung zu vertreten.