An die 70er Jahre denkt man(n) vielleicht nicht im ersten Moment wenn man sich an historische
Meilensteine der Frauen(rechts)bewegung erinnern möchte.Da strahlt das feministische
Aufbegehren der goldenen Zwanziger stärker. Oder man denkt gar nicht so weit zurück sondern
einfach an die letzten Jahre in denen Feminismus wieder größer geschrieben wurde mit #metoo
weltweit Frauen für ihre Rechte auf die Barrikaden gingen und auch in der (Comic-)Literatur
viele mutige Bücher über das Frau-Sein an sich erschienen.Anfang der 70er Jahre konnten sich
Frauen zumindest glücklich schätzen dass ihre Vorkämpferinnen das Wahlrecht erstritten hatten
aber im Häuslichen also im Ehe- und Familienrecht waren sie nicht im geringsten
gleichgestellt.Der ehelichen Lebensgemeinschaft der sogenannten Hausfrauenehe lag eine feste
Arbeits- und Rollenverteilung zu Grunde mit dem Mann als Haushaltsvorstand Namensgeber und
Alleinverdiener wonach er in der Regel für den finanziellen Unterhalt der Familie zuständig
war.Über das Haushaltsgeld wurde Buch geführt und was Frauen verdienten galt bestenfalls als
nettes Extra zählte aber nicht wirklich. Sie waren fürs Kinderkriegen Saubermachen und Kochen
zuständig. Und so ergeht es auch Rita der Hauptperson in dem feinfühligen Comic-Debut von
Silvia Dierkes.Die Geschichte beginnt 1970 Rita und Günther haben eine kleine Tochter bekommen
und Rita funktioniert noch ohne Murren als Haus- Ehefrau und Mutter. Wenige Jahre später als
die Kleine in den Kindergarten kommt regt sich aber bei Rita zaghafter Widerstand gegen die
eingespielte Rollenverteilung und auch gegen einen Ehemann der es sich bequem eingerichtet hat
in seiner Rolle und so gar kein Verständnis für ihr Streben nach Selbstverwirklichung hat.
Außerdem sollen die Nachbarn denken er verdiene nicht genug wenn Rita arbeiten geht?Die
Zeiten ändern sich (zum Glück!?) das erfahren wir auch durch die zuweilen in die Bilder
fließenden Nachrichten aus dem Fernseher. 1975 hat sich Rita tatsächlich erkämpft dass sie
einer Arbeit nachgehen kann auch wenn Günther nach wie vor meckert und die Kulisse der
biederen Kleinfamilienwohnung mit lieblicher Blümchentapete und liebevoll gestalteter Details
immer dieselbe bleibt.Im Anhang hat Silvia DIerkes die politischen Frauenrechts-Meilensteine
der 70er nochmals in Textform zusammengefasst.