Ein historisches Bahnhofsgebäude als Ausstellungsort für eine aktuelle Kunstinstallation - auf
diese schlichte Formel ließe sich das Projekt mit der dazugehörigen Publikation eigentlich
reduzieren. Aber auch nur eigentlich. Denn in Wahrheit geht es - wie so oft bei Kunst -
natürlich um weitaus mehr: Zum einen um die Vergangenheit Gegenwart und Zukunft von Bahnhöfen
und deren Bedeutung nicht nur als Mobilitätsknotenpunkte sondern auch als ganz eigene Form von
öffentlichem Raum. Zum anderen um die Rolle und Wirksamkeit von Kunst in solch spezifischen
Zusammenhängen die zwar formal enge Grenzen setzen aber inhaltlich und visuell doch
erhebliches kreatives Potenzial bergen. Odzuck spielt in seiner Installation Dammtor Teatrino
Scientifico mit Irritationen und Illusionen. Im Vorbeigehen verschieben sich Raum Zeit und
Kontext ganz ähnlich wie es im Film bei der Montage bewegter Bilder geschieht. Im Zentrum von
Odzucks künstlerischer Interpretation der historischen Bahnhofsvitrinen steht ihre assoziative
Verortung zwischen naturkundlichem Museum und Wunderkammer was ihn zu einer Ausstattung mit
spektakulären Fundstücken geführt hat: Detailgetreue Modelle von prähistorischen oder
zukünftigen irdischen oder extraterrestrischen Mineralien Organismen und Landschaften die
aus fantastisch anmutenden Mikro- und Makrowelten zu stammen scheinen. Über die genauen
inhaltlichen Hintergründe wie über die technische Umsetzung seines Projekts äußert sich Odzuck
selbst ausführlich in einem Gespräch das im vorliegenden Buch abgedruckt ist. Der Idee des
Dammtors Teatrino Scientifico entsprechend ist auch diese Publikation nicht nur als
informatives Begleitmedium sondern - ganz im Sinne eines veritablen Künstlerbuchs - als eine
von Christian Odzuck selbst gestaltete substanzielle Erweiterung des Gesamtprojekts zu
verstehen die zu einer inspirierenden Entdeckungsreise einlädt.