In der Zeit meiner Ausbildung als Photographin in Köln Ende der 1970er Jahre verdiente ich im
ersten Lehrjahr kaum etwas. Es wäre viel zu kostspielig gewesen Abzüge von all meinen Photos
zu machen da ich keine eigene Dunkelkammer hatte. So kamen die Negative in Ordner sortiert
nach 'interessant' oder mit Fragezeichen versehen was so viel wie 'später bearbeiten'
bedeutete.Aus 'später bearbeiten' (Dank an Uwe Gabriel!) sind Jahrzehnte geworden. Erst als ich
2018 meine Webseite erstellte stieß ich wieder auf die Filme mit diesen Aufnahmen die ich im
Jahr 1969 von Brinkmann in seiner Wohnung gemacht hatte. Ich scannte sie ein und als ich dann
auf dem Bildschirm die Photos von Brinkmanns Wohnung zum ersten Mal vor Augen hatte wurde mir
wieder gegenwärtig wie umstandslos Brinkmann mir damals das Photographieren in seiner Wohnung
gestattet hatte und mit welcher Gelassenheit - wohl auch ein wenig amüsiert - er mir dabei
zusah wie ich inspiriert von seiner ästhetischen Programmatik meine Aufmerksamkeit Dingen
zuwandte die man für alltäglich-trivial hält oder von denen man meint sie als zu intim und
eher peinlich übersehen zu müssen. (Ulrike Pfeiffer)