»Ähnliche Bücher finden sich in Bibliotheken und Lesegesellschaften sehr vergriffen und auch
dieses würde sich den Bücherverleihern wohl rentieren man dürfte es die Bibel der Bedienten
und Handwerksbursche nennen denn es ist in den untern Ständen wohl niemand der seine
Schicksale nicht hie und da abgespiegelt fände.« Johann Wolfgang von Goethe 1822 gab Johann
Wolfgang von Goethe bei Cotta die Lebensgeschichte seines Bibliothekarsgehilfen Johann
Christoph Sachse heraus der ab 1800 in der Anna Amalia Bibliothek für ihn arbeitete. Vor
Sachsen Ankunft in Weimar war sein von Schicksalsschlägen geprägtes Leben sehr abenteuerlich
verlaufen. Ständig wechselnde Anstellungen führen ihn durch halb Deutschland er gerät in die
Wirren der französischen Revolutionskriege seine Pläne in Holländisch- Ostindien oder Amerika
ein neues Leben zu beginnen scheitern. Selten hat er Geld und wenn doch verliert er es bald
wieder. Er wird überfallen gerät in die Hände betrügerischer »Seelenverkäufer« befreit sich
erneut und verdingt sich für eine weitere wenig einträgliche Anstellung. Sachses Aufzeichnungen
schildern auf ebenso spannende einfache wie eindringliche Weise das Leben der unteren Stände
in Deutschland Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts. In seinem Vorwort formulierte
Goethe die Bedeutung des Buches so: »Selbst die obern Stände werden nicht ohne Erbauung das
Büchlein durchlesen besonders wenn es ihnen auffällt: wie es wohl aussehen möchte wenn ihre
Bedienten auch dergleichen Bekenntnisse schrieben. Und so gestehen wir denn ebenfalls daß wir
bei Lesung dieses ziemlich starken Bandes zu frommen Betrachtungen angeregt worden denn man
glaubt doch zuletzt eine moralische Weltordnung zu erblicken.«