Das Schloss in der historischen Mitte Berlins war seit seinen Ursprüngen im 15. Jahrhundert
symbolbeladene Hohenzollernresidenz. Doch damit war am 9. November 1918 Schluss. Kaiser Wilhelm
II. dankte ab am Reichstagsgebäude rief der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann die Republik
aus woraufhin der Führer des Spartakusbundes Karl Liebknecht die "freie sozialistische
Republik Deutschland" proklamierte. Daraus wurde bekanntlich nichts doch wurde das Schloss
nach dem Ende der Monarchie verstaatlicht. Aber was geschah danach bis der Monumentalbau im
Zweiten Weltkrieg von Bomben getroffen wurde und die SED ihn 1950 schließlich sprengen ließ?
Christian Walther zeigt dass das Schloss zu Zeiten der Weimarer Republik zu einem Zentrum von
Wissenschaft und Kultur wurde: Kunstgewerbemuseum Museum für Leibesübungen Deutscher
Akademischer Austauschdienst Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft - sie alle hatten ihren Sitz im
Schloss. Der Schlüterhof wurde zur Kulisse festlicher Freiluftkonzerte und das Studentenwerk
betrieb in der ehemaligen Schlossküche eine Mensa. Das Schloss nach der Revolution wurde zum
Schloss der Republik - und zum Schloss der Frauen: zumeist Akademikerinnen die als
Wissenschaftlerinnen Museumsdirektorinnen und Politikerinnen für die zaghaften Anfänge
beruflicher Chancengleichheit standen. Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten kam die
Gleichschaltung aber auch das Museum der Preußischen Staatstheater. Am Ende propagierte Karl
Liebknechts Neffe Kurt 1950 den Abriss - und vieles spricht dafür dass er dabei gegen seine
innerste Überzeugung handelte.