Mit einem Strom von Worten - und Gefühlen - überschüttete Rudolf Borchardt (1877-1945) die elf
Jahre jüngere Bildhauerin und spätere Schriftstellerin Christa Winsloe (1888-1944) die er 1912
in München kennengelernt hatte und 1913 in Florenz wiedertraf. Es blieb eine einseitige
Beziehung wie auch die Überlieferung des Briefwechsels einseitig ist denn nach zwei
wechselseitigen Rückgabe-Aktionen sind nur die Briefe Borchardts von 1913 einigermaßen
vollzählig erhalten. Als Dokument einer Amour fou stellen sie das Monument einer singulären
Rhetorik dar die nach Bedarf auf mehrere Fremdsprachen ausgreift zugleich aber auch das
Beispiel eines wertkonservativen Bekehrungsversuchs und ein anrührendes Zeugnis der Einsamkeit
des dichterischen Ichs ist.