Robert Musil hat einmal darum gebeten seinen 'Epochenroman' »zweimal zu lesen im Teil u. im
Ganzen«. Mit gutem Grund denn während er bereits Jahrzehnte vor Erscheinen des ersten Bands im
Jahr 1930 damit begonnen hatte künftige Kapitel des Romans sprachlich und thematisch zu
vervollkommnen haben sich die Pläne zum »Mann ohne Eigenschaften« unter der Hand
vervielfältigt und zu einer unlösbaren Aufgabe ausgeweitet. Fast könnte man sagen: Gerade vor
der Perfektion seiner einzelnen Kapitel musste Musil kapitulieren. Und doch sind es zumal in
der Romanexposition »Eine Art Einleitung« die einzelnen 'Teile' die einen Ausblick auf das
unerreichbare 'Ganze' des Romanprojekts eröffnen. Eben diese 19 ersten Kapitel nehmen sich die
Beiträge des Bandes vor: Sie lenken den Blick auf die Teile das Partikulare und Singuläre
ohne es vorschnell unter ein Allgemeines zu subsumieren - aber auch ohne damit das unmögliche
Ganze aus dem Blick zu verlieren. Als Kommentare sind sie auf sachliche Genauigkeit
verpflichtet als Essays aber zu einer gewissen experimentellen Freiheit ermächtigt. Durch ihr
Verfahren der 'teilweisen' Lektüre machen sie nicht nur die Eigentümlichkeiten jedes einzelnen
Kapitels sondern in ihrer Abfolge auch etliche Schwellen- Transformations- und
Verdichtungspunkte des »Mannes ohne Eigenschaften« sichtbar.