1970 provozierte Karsten Witte mit der Forderung nach einer Theorie des Kinos im Unterschied zu
der des Films die es ja gab. Witte war damals Herausgeber der Schriften Siegfried Kracauers
Kritiker und Literaturwissenschaftler der erste Filmseminare in Frankfurt am Main hielt. Die
Provokation implizierte ein Moment der Praxis: Unterstützung für die Kinobewegung die in
dieser Zeit politisch und cineastisch motiviert um Erhalt und Erneuerung des Kinos kämpfte.
»Was geschah danach in Kritik und Wissenschaft?« - dies ist eine erste Frage die sich das Buch
stellt um zu rekapitulieren wie und wo Kino in den siebziger und achtziger Jahren ins Zentrum
der Aufmerksamkeit gelangte bevor »die neuen Medien« den Film adaptierten. Am Ende wurde das
Interesse ein historisches das sich bis heute hält und die Theorie zur »Koalition« auffordert.
Heute hat das digitale Medium das »Bewegtbild« Einzug in die Kinos gehalten und nivelliert
damit augenscheinlich dessen Bedeutung für den Film. Erübrigt es sich? Dieses Buch nimmt das
Desiderat einer Theorie des Kinos wieder auf [nicht ohne praktische Absicht] und konzentriert
sich auf den Raum in seiner geschichtlichen Wirklichkeit und Wirkung. Der Kinoraum rückt in die
Perspektive des historischen Transformationsprozesses der Räume des Privaten und Öffentlichen.
Auch das ist eine Wiederaufnahme von Diskussionen der 1970er Jahre. Damals jedoch ging es um
Kino im Zusammenhang mit dem »Verfall« der bürgerlichen Öffentlichkeit: Kino als
massenkulturelle als proletarische Öffentlichkeit als Gegenöffentlichkeit. Im Unterschied zu
dieser Diskussion ist das Hauptinteresse des Buchs das Kino als Teil der Geschichte des
Privatraums zu sehen. Als eine Gegenbewegung gegen Mangel Verlust Zerstörung und Entleerung
eines Raums der nicht nur die öffentliche Freiheit trug sondern immer auch im Zusammen mit
dem außergesellschaftlichen Leben Naturprozessen und der »Umwelt« stand.