»Sich von allen Bildern [...] befreien« um neue und sehr einfache Bilder zu finden - so könnte
man das Credo der Brüder Dardenne fassen wenn die beiden die vom Dokumentarfilm kommen sich
an ein neues Spielfilmprojekt machen. Ausgangspunkt ist stets ein gesellschaftlich relevanter
Konflikt mitunter eine Zeitungsnotiz aus der Rubrik Vermischtes. Die Brüder entwickeln in
langen Diskussionen daraus einen 'filmischen Stoff' und ein Drehbuch. Im Verlauf der
Dreharbeiten die eine intensive Zusammenarbeit mit den Schauspielern darstellen wird kaum
etwas hinzugefügt sondern hauptsächlich entschlackt: Gegenstände aus dem Bild entfernt Sätze
und Passagen aus dem Drehbuch gestrichen Gesten reduziert. Ziel ist zu einer Wahrheit der
Bilder und des Schauspielens zu gelangen die nicht von vornherein verstellt ist durch
klischierte Vorstellungen von etwas und so andere als bereits bekannte Antworten auf etwas
liefern kann. Der industriellen Verfertigung von Spielfilmen wird mit radikaler Einfachheit der
Mittel mit der Arbeit an Originalschauplätzen und einem gewissen »Brutismus« im Umgang mit
Licht Ton und Kamera begegnet.Die vorliegenden Tagebücher von Luc Dardenne sind Notate die
nicht die Drehs der beiden Brüder dokumentieren sondern die Arbeit an ihren Filmen in anderen
Filmen und Beobachtungen aus Literatur und Philosophie spiegeln und reflek-tieren.