Arkadien? Mit Fragezeichen? Das muss doch kurz erklärtwerden schließlich geht es um das
unangefochteneSehnsuchtsland der Deutschen. Kritische Stimmen hat es immergegeben mitunter
auch prominente: von Johann Gottfried Herder (in Italien1788 89) bis hin zu Rolf Dieter
Brinkmann in den 1970er Jahren. Man könntedie Italienkritik geradezu für ein Leitmotiv
deutscher Geistesgeschichtehalten.Und doch blieben diese kulturellen Ketzer eine Minderheit
die teils so heftigbekämpft wurden dass sich etwa der wohl berühmteste Italienkritiker
GustavNicolai zu einem Verleumdungsprozess gegen Rezensenten seines Buches Italien wie es
wirklich ist von 1834 genötigt sah. Der Kulturhistoriker Victor Hehnschrieb darüber wenige
Jahre später: Nicolai aber ist bei uns wahrhaft berüchtigtgeworden denn er wagte es an den
deutschen Tempelschatz zu rühren.Mit diesem Bild ist die Bedeutung Italiens für die Deutschen
bis ins 20. Jahrhunderthinein treffend beschrieben: Italien als deutsche Bundeslade als
Symbolihrer gemeinsamen kulturellen Identität. Wer über Italien schimpft rührt an
denGrundfesten dieser Gemeinschaft.Es geht in diesem Buch auch nicht darum Italien irgendwie
schlecht zu machen im Gegenteil. Vielmehr sind es die Deutschen und ihre manchmal
etwassonderbare Haltung zu diesem Land die eine kritische Betrachtung verdienen.Was wollte man
über so lange Zeit von Italien und den Italienern? Was hatte mandort verloren bzw. zu suchen
und was gefunden? Und: Was hat Italien alsodas von den Deutschen vorgestellte erträumte
erlebte Italien wiederum mit ihnenangestellt was aus ihnen gemacht? Die Zeit um die es geht
ist das Kernjahrhundertdes deutschen Italienfiebers das in etwa von der Reise Goethes 1786
biszur Reichsgründung 1871 reicht mit einigen Ausblicken in das 20. Jahrhundert.