Die historiographische Debatte über die von England ausgehende Frühindustrialisierung
(1760-1830) und ihre diversen Verläufe in den Schlüsselstaaten Kontinentaleuropas ist bis heute
ungebrochen lebhaft und zeitigte eine immense Zahl an Aufsätzen und Monographien. In den
vergangenen vier Jahrzehnten gesellten sich vor allem Beiträge unter umwelthistorischen und
sozialmetabolischen Hinsichten hinzu. Unter diesen kommt Rolf Peter Sieferles Studie "Der
unterirdische Wald - Energiekrise und Industrielle Revolution" nun endlich neuaufgelegt
herausragende Bedeutung zu. Dank einer geringfügig revidierten englischen Ausgabe erfuhr sie
auch späte internationale Anerkennung. Auf quellengesättigte und zugleich synoptische Weise
werden der englische und deutsche Weg von der Agrar- zur Industriegesellschaft vom
Solarenergie- zum Fossilenergie-Regime aufgezeigt. In Deutschland hatte sich J. Ph. Bünting in
seinem Pionierwerk Sylvia Subterranea 1693 bereits für Kohle als primären Energieträger
eingesetzt. Der Durchbruch gelang allerdings erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts da sich im
18. Jh. zunächst keine Brennholz- sondern nur eine Bauholzkrise abzeichnete.
Förderungsbemühungen von Landesregierungen standen erhebliche umweltliche Vorbehalte in der
breiten Bevölkerung entgegen. Mit der Reichseinigung 1871 wurde sodann stürmisch aufgeholt. Um
1900 befand man sich industriell auf Augenhöhe mit England. Steinkohle war längst zum alles
entscheidenden Primärenergieträger geworden. Für uns Heutige die wir » Kohle« nurmehr als
Beelzebub einer alles umwölbenden "Energiekrise" zu kennen vermeinen (und dies doch nicht tun
da wir nur einen medial ochgejazzten Topos verinnerlicht haben) ist Sieferles
Fundamentalaufklärung ein Segen.