Unser traditionelles Weltbild die Vorstellung nämlich dass die Natur nur eine Kulisse für
menschliches Handeln darstellt und sich dem Menschen unterordnen muss ist in den vergangenen
Jahrzehnten nicht nur brüchig geworden sondern inzwischen vollständig widerlegt. Während es in
der Bibel noch anmaßend heißt »Macht euch die Erde untertan« zeigen uns der immer schneller
fortschreitende Klimawandel und die daraus resultierende Umweltzerstörung dass unser Leben als
Menschen viel enger mit der Natur verbunden ist als uns bisher bewusst war.Schon vor mehr als
2000 Jahren entwickelte sich in China eine Denkrichtung der Daoismus die - was die Natur und
speziell das Verhältnis zwischen Mensch und Natur betrifft - in fundamentalem Gegensatz zu
diesen westlichen Vorstellungen steht. Dieses Denken wurzelt in einer tiefen Verbundenheit mit
und Bewunderung für die Natur und lehrt dass die Störung der natürlichen Ordnung der »10.000
Dinge« (wie es in den Texten der beiden daoistischen Lehrmeister Laozi und Zhuangzi heißt) zur
Zerstörung der Grundlagen der menschlichen Zivilisation führt.Diese Lebensphilosophie - die im
Westen häufig mit einer Religion verwechselt wird - verbindet sich mit existenziellen Fragen
nach dem Sinn des Lebens und der Rolle des Einzelnen in der Gesellschaft und führt schließlich
zu der Einsicht dass ein selbstbestimmtes Leben im Einklang mit der Natur der einzige Weg ist
der zu innerer und äußerer Harmonie führt.