Die kleine Erzählung in der Kindheitsgeschichte des Lukas hat es in sich. Auf den ersten Blick
erzählt sie wie Jesu Eltern als fromme Juden die vorgeschriebenen Opfer zur Geburt ihres
erstgeborenen Kindes darbringen. Doch dann treten Simeon und Hanna auf - beide in
fortgeschrittenem Alter - und sehen in dem Kind den langersehnten Messias. Eine Erzählung die
wunderbar in die Adventszeit passt in der es ums Warten geht. Ebenso haben Simeon und Hanna
ein Leben lang auf die Erfüllung ihrer Träume gewartet. In Hanna begegnet außerdem die einzige
mit dieser Berufsbezeichnung benannte Prophetin des Neuen Testaments. Und in Simeon werden die
Worte des Propheten Jesaja lebendig und er lässt ihn nahezu leibhaftig auftreten. Die Ausgabe
von Bibel heute legt die Erzählung von Simeon und Hann mit vielen Details aus. So zeigt sich
dass in einer Formulierung sogar ein politischer Slogan aus dem 1. Jh. n. Chr. zu finden ist -
ein Text mit politischer Sprengkraft. Es geht außerdem um die Ambivalenz des Wartens und um den
Segen den alte Menschen geben können. Auch Rembrandts berühmte Darstellung des Simeon wird
überraschend gedeutet.