ZUR KONZEPTIONEs gibt international ausgerichtete Aphorismus-Anthologien (und wirhaben sie
natürlich ausgewertet) aber in seiner Ausrichtung aufEuropa ist der Band ohne Vorbild. Die
Sprachenvielfalt war das ersteProblem dem wir uns dabei zu stellen hatten. Der Turm zu
Babelsollte himmelhoch werden ein Symbol des menschlichen Hochmuts er wird aber nicht
vollendet denn Gott so heißt es im AltenTestament verwirrt die Sprache seiner Erbauer und
vertreibt sie überdie ganze Erde. Europa mag für den Optimisten mehr und mehr miteiner Stimme
sprechen aber gleichwohl immer noch in vielenSprachen. Wenn wir hier also die aphoristischen
Stimmen Europas zuGehör bringen dann müssen wir uns darüber klar sein dass das in11einer
doppelten perspektivischen Verzerrung geschieht. Wir tun esnämlich - das ist nicht zu verkennen
- vom Standpunkt der deutschenSprache aus. Und von hier aus können wir nur das zur
Kenntnisnehmen was ins Deutsche übersetzt ist. Zu dieser nationalsprachlichenEinschränkung
kommt - auf den ersten Blick sichtbar - einechronologische Verzerrung hinzu: Die Daten werden
zur Gegenwarthin immer dichter der Blick für das Wesentliche im Sinne dereuropäischen Idee
diffuser.So mag der Band als ein erster Versuch gelten die Europa-Idee aucheinmal in der
kleinen literarischen Gattung die wir lieber als die kurzebezeichnen abzubilden. Große Fragen
wie die nach einer europäischenIdentität bleiben in unserem kleinen Rahmen aber tunlichstaußen
vor.