Was ist eine Muttersprache bei Tag besehen? Oder im Tagelied? In Tradition? In durchwachter
Nacht am Kinderbett? Oder wenn sie wechseln geht wickeln geht lauter Aufgaben vollführt die
das Gedicht oder das Ich unterbrechen - ist sie dann eine aufgebrochene stotternde Sprache?
Die sich selbst verwechselt und verdoppelt? Und darum nie mit sich allein ist immer Platz für
andere hat? Uljana Wolfs neue Gedichte lauschen auf die Auflösungserscheinungen der Sprache im
Murmeln (engl. mutter) einer schimmernden Vielheit. Statt Sprachverlust besingen sie mit
Zartheit und Witz die Durchlässigkeit konstruierter Grenzen oder Körper. Sie lassen aus
Lallphasen neue Fügungen wachsen halluzinieren Lautverwandtschaften von mutter zu modder zu
motten von Madrigal zu Madregal von muttertask zu mutatas. So hinterfragt Wolf auch
Muttermythen oder Ursprungssehnsüchte die im Fixieren auf Grenzen andere(s) ausschließen.
Medea taucht an Europas Außengrenzen in Camp Corinth auf. Hölderlins entgrenzendes
Seefahrerfragment Colomb wird entlang der Transkription der fließenden Handschrift mit
Flistbustiers neu eingekleidet. Die Westernheldin Calamity Jane unechte Mutter verfranst sich
in Erasure-Gedichten mit ihrer fakenden Tochter. Wolfs Task in diesem lang erwarteten neuen
Gedichtband: mit verwandelnder Klangkunst Worte finden für unsere lebensweltlichen
Gemengelagen.